Die Patientenverfügung: Ein unverzichtbares Dokument für jede Lebenslage
Jeanette Dietl - stock.adobe.com

Die Patientenverfügung: Ein unverzichtbares Dokument für jede Lebenslage

Vielleicht fragen Sie sich: „Warum brauche ich eine Patientenverfügung? Ich bin doch gesund und fit!“. Aber stellen Sie sich Folgendes vor: Sie fahren an einem sonnigen Samstagmorgen mit dem Fahrrad durch den Park und genießen die frische Luft. Plötzlich passiert das Unvorhersehbare – ein Unfall. Sie sind bewusstlos, ja sogar womöglich wochenlang außer Gefecht, und können keine Entscheidungen mehr treffen. In diesem Moment stehen Ihre Angehörigen vor der schwierigen Aufgabe, Entscheidungen über Ihre medizinische Vorsorge zu treffen. Das ist etwas, das niemand erleben möchte, das aber jedem von uns passieren kann.

Eine Patientenverfügung ist daher nicht nur für ältere Menschen wichtig, sondern für alle, die sich in einer Notfallsituation sicher fühlen möchten. Dieses Dokument gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Wünsche bezüglich medizinischer Behandlungen festzulegen, falls Sie irgendwann nicht mehr in der Lage sein sollten, selbst zu entscheiden.

In diesem Artikel erfahren Sie, warum es sinnvoll ist, sich schon frühzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen, und wie Sie Ihre Patientenverfügung klar und rechtssicher gestalten.

Was ist eine Patientenverfügung?

Eine Patientenverfügung ist ein schriftliches Dokument, in dem Sie festlegen, welche medizinischen Maßnahmen im Falle einer schweren Krankheit oder eines Unfalls getroffen werden sollen, wenn Sie selbst nicht mehr in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen. Hier legen Sie fest, ob Sie bestimmte Behandlungen wünschen oder ablehnen, wie zum Beispiel künstliche Ernährung, Bluttransfusionen oder auch eine Beatmung mithilfe von Schläuchen.

Damit werden Ihren Angehörigen schwierige Fragen zu medizinischen Entscheidungen abgenommen, und auch die behandelnden Ärzte sind durch eine Patientenverfügung rechtlich abgesichert.

Wie unterscheidet sich die Patientenverfügung vom Testament?

Ein Testament und eine Patientenverfügung haben unterschiedliche Funktionen. Während das Testament regelt, wie Ihr Nachlass nach Ihrem Tod verteilt werden soll, beschäftigt sich die Patientenverfügung mit medizinischen Entscheidungen, die im Falle einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls zu treffen sind. Das Testament betrifft also das, was nach Ihrem Tod passiert, während die Patientenverfügung sich auf Ihre Wünsche zu Lebzeiten konzentriert und Ihre Patientenrechte wahrt.

Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung – was ist der Unterschied?

Eine Vorsorgevollmacht ist ein Dokument, in dem Sie jemandem das Recht geben, in Ihrem Namen Entscheidungen zu treffen, sei es im finanziellen Bereich, sei es in Alltagsfragen wie dem Öffnen der Post, dem Umgang mit Behörden oder der Überweisung der Miete. Im Gegensatz dazu legt die Patientenverfügung Ihre spezifischen medizinischen Wünsche im Einzelnen fest, und zwar im Detail. Während die Vorsorgevollmacht einer Vertrauensperson ermöglicht, Entscheidungen zu treffen, beschreibt die Patientenverfügung genau, welche Diagnose, Behandlung, Therapie und ggf. palliativmedizinischen Maßnahmen Sie im Notfall wünschen oder ablehnen.

Notfallkarte und digitale Aufbewahrung

Es ist sinnvoll, eine Notfallkarte bei sich zu tragen, die auf Ihre Patientenverfügung hinweist. Diese Karte kann im Falle eines Notfalls von Rettungskräften gefunden werden und darauf hinweisen, dass eine Patientenverfügung existiert.

Außerdem gibt es auch digitale Optionen zur Aufbewahrung Ihrer Patientenverfügung, die zusätzliche Sicherheit und Flexibilität bieten. Eine hilfreiche Plattform ist die Online-Plattform www.mein-nachlass-manager.de. Hier können Sie einfach eine Kopie Ihrer wichtigsten Dokumente hochladen, einschließlich der Patientenverfügung. Dies ermöglicht einen schnellen und unkomplizierten Zugriff im Notfall. Zusätzlich können Sie Ihre Patientenverfügung für eine Vertrauensperson Ihrer Wahl freigeben oder sie für kleines Geld im Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registrieren lassen.

Wasserdichte Formulierung ist entscheidend

Aufgepasst, wenn Sie eine Patientenverfügung anfertigen. Im Ernstfall könnte diese möglicherweise nicht wirksam sein, wenn sie nicht rechtlich einwandfrei formuliert ist. Dies hat ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) gezeigt (06.07.2016, Az. XII ZB 61/16). Der BGH stellte klar: Bei lebenserhaltenden Maßnahmen in einer Patientenverfügung muss klar geregelt sein, was Sie wünschen und was nicht. Lebenserhaltende Maßnahmen einfach generell abzulehnen, geht nicht. Darum sollten Sie pauschale, allzu ungenaue Formulierungen vermeiden, da diese im Ernstfall möglicherweise nicht anerkannt werden.

Deshalb raten wir dringend von kostenlosen Mustern im Internet ab, da diese oft nicht alle rechtlichen Anforderungen erfüllen. Stattdessen empfehlen wir, sich an seriöse Anbieter zu wenden, die rechtssichere Formulare bieten. Hier haben wir Ihnen eine Übersicht zusammengestellt.

Gut zu wissen:

Diese Formulierungen sind zu pauschal und deshalb unbedingt zu vermeiden:

  • „Ich möchte nicht von Maschinen am Leben gehalten werden.“
  • „Ich wünsche keine lebenserhaltenden Maßnahmen.“
  • „ein würdevolles Sterben ermöglichen“
  • „Ich will nicht an Schläuchen hängen.“

Schriftform und Notar bei Patientenverfügung: Worauf Sie achten sollten

Beim Erstellen einer Patientenverfügung ist es wichtig, die Schriftform zu wahren. Das bedeutet: Die Verfügung muss von Ihnen eigenhändig unterschrieben sein, um rechtlich gültig zu sein. Eine notarielle Beurkundung ist nicht zwingend erforderlich, kann jedoch zusätzliche Sicherheit bieten. Durch die notarielle Beurkundung wird bestätigt, dass die Unterschrift tatsächlich von Ihnen stammt, dass Sie zum Zeitpunkt der Erstellung testierfähig, also bei klarem Verstand waren, und dass Sie über den Inhalt der Verfügung aufgeklärt wurden. Dies kann besonders wichtig sein, wenn die Verfügung später vor Gericht oder gegenüber medizinischem Personal angefochten wird.

Fazit

Eine Patientenverfügung ist ein sinnvolles Dokument – und das nicht nur für ältere Menschen, die womöglich bald mit gesundheitlichen Einschränkungen rechnen. Haben Sie keine Scheu, sich jetzt diesem Thema zu widmen! Aber Sie sollten dafür nicht irgendwelche beliebigen Vorlagen aus dem Internet hernehmen; sondern sich genau überlegen, was Sie hineinschreiben. Unser Portal www.mein-vorsorge-plan.de kann Ihnen da wertvolle Hilfe leisten.